Blätter ab: Entlaubungstechniken zur Verbesserung der Cannabisernte

Die Entlaubung ist eine sehr effiziente Methode, die bei korrekter Ausführung den Ertrag und den allgemeinen Gesundheitszustand von Marihuanapflanzen erheblich verbessern kann. Dieser Vorgang birgt jedoch auch Risiken, wenn zum Beispiel zu viele Blätter entfernt werden oder wenn eine bereits kranke Pflanze dadurch zusätzlichem Stress ausgesetzt wird. Daher solltest Du Dich gut informieren und vorsichtig vorgehen, um häufige Fehler zu vermeiden. Wir erklären Dir alles, was Du darüber wissen solltest.

Das Entfernen der Fächerblätter und der übermäßigen Blätter der Pflanze wird allgemein als Entblätterung bezeichnet. Hierbei geht es jedoch nicht einfach nur darum, Blätter zu entfernen, sondern es handelt sich hierbei vielmehr um eine gezielte Technik, um den allgemeinen Gesundheitszustand und die Produktivität der Pflanzen zu verbessern.

Die Entblätterung von Cannabispflanzen ruft jedoch oftmals Skepsis hervor, und das gilt insbesondere für die Neulinge unter den Growern. Weshalb sollte man denn auch Blätter entfernen wollen, wo sie doch unverzichtbar für die Fotosynthese sind? Die zahlreichen Vorteile der Entblätterung sprechen jedoch für sich, wobei jeder Aspekt zu einer gesünderen und ertragreicheren Pflanze beiträgt. Schauen wir uns diese Vorteile genauer an:

1 – Bessere Sonnenexposition für die Blütenknospen: Bei einem dichten Blätterdach können die oberen Blätter die unteren Pflanzenteile derartig verschatten, dass diese zu wenig Sonne abbekommen. Wenn Du gezielt bestimmte Blätter entfernst, sorgst Du dafür, dass das Licht tiefer eindringen kann, sodass an der ganzen Pflanze kräftigere und hochwertigere Buds wachsen. Das ist besonders in der Blütephase von Vorteil, weil davon die Entwicklung der Buds abhängt.

2 – Eine bessere Belüftung reduziert das Risiko von Pilzerkrankungen: Ein üppiges Blätterdach kann die Luftzirkulation so einschränken, dass eine feuchte Umgebung entsteht, was wiederum der Nährboden schlechthin für Schimmel und Pilze ist. Diese Probleme können nicht nur den Ertrag einschränken, sondern auch dazu führen, dass das geerntete Weed nicht sicher für den Verbrauch ist. Durch Entblätterung lässt sich die Struktur der Pflanze so öffnen, dass sich eine bessere Luftzirkulation entwickeln kann, was das Risiko derartiger Probleme senkt. Das gilt insbesondere für Pflanzen im Indoor, wo die Belüftung unter Umständen eingeschränkt sein könnte.

3 – Bessere Nährstoffaufnahme: Die Blätter sind das wichtigste Element für die Fotosynthese, der chemische Prozess, mit dem die Pflanzen Licht und Kohlendioxid in Energie verwandeln. Obwohl es eher nachteilig erscheinen mag, Blätter zu entfernen, führt dieser Vorgang zu einer besseren Nährstoffaufnahme. Wie ist das möglich? Durch Entfernen bestimmter Blätter, müssen die Nährstoffe, die für viele Blätter bestimmt waren, jetzt nur noch weniger Blätter versorgen und was noch wichtiger ist: die Blüten. Das führt zu größeren Buds, was deren Geschmack und Wirkung verbessert.

4 – Vermehrte Produktion von Wachstumshormonen: Zu den bekanntesten Gruppen pflanzlicher Hormone gehören die Auxine, Gibberelline und Zytokine. Diese so genannten „Wachstumsregulatoren“ regeln die Größe und Entwicklung der Pflanze. Die Produktion dieser Hormone lässt sich durch Entfernen dieser Blätter in der Blütephase steigern, um sie in die darunter gelegenen Bereiche zu leiten. Nach der Entblätterung wachsen die Buds und werden rasch dick während sich die Pflanze erholt.5 – Reinigung der Anpflanzung: Zu guter Letzt ist es wesentlich einfacher, einen Anpflanzung sauber zu halten, wenn nicht überall dschungelartig überflüssige Blätter wachsen. Außerdem ist es einfacher, Probleme zu erkennen, bevor sie ausarten wie beispielsweise intersexuelle Pannen und Erkrankungen, die für die Pflanzen ruinös werden könnten.

Der richtige Zeitpunkt für die Blätterentfernung bei Cannabispflanzen

Es gibt keine feste Regel dazu, wann und wie viele Blätter den Marihuanapflanzen am besten zu entfernen sind. Die meisten Grower gehen entsprechend ihrer Erfahrung und gemäß ihren Kenntnissen vor, um im Einzelfall entsprechend der Sorte, die sie anbauen darüber zu entscheiden. Aber im Allgemeinen wird die Entblätterung zu folgenden Zeitpunkten vorgenommen:

Wachstumsphase

Ist die Wachstumsphase noch zu früh für eine Entblätterung? Nicht unbedingt. Laut Expertenmeinungen ist der optimale Zeitpunkt für die erste Entblätterung ein bis zwei Wochen bevor die Pflanzen in die Blütephase übergehen. Fang an mit den großen Fächerblättern, die so groß sind wie eine Hand und das Wachstum weiter unten behindern. Wenn Du noch Anfänger bist, beschränke Dich darauf, die untere Hälfte der Pflanze von einigen Blättern zu befreien und entferne nicht mehr als 10 bis 15 % der Blätter. Fang erst mit den beschädigten oder gelblichen Blättern an, mach dann mit den großen verschattenden Blättern nah des oberen Bereichs der Pflanze weiter. Erfahrenere Grower können bis zu 20 bis 25 % der Blätter entfernen. Hierbei sollte man unten beginnen, um sich dann bis auf 3 oder 4 Knoten unter dem Blätterdach vorzuarbeiten. Gönne den Pflanzen vor der Umstellung der Beleuchtung auf 12/12 nach der Entblätterung einige Tage Ruhe.

Blütephase

Der optimale Augenblick für die zweite Entblätterungsrunde ist etwas drei bis vier Wochen nach Einsetzen der Blütephase. Die meisten Cannabissorten bekommen ab dem Zeitpunkt, zu dem Du die Blütephase einleitest bis zur dritten Blütewoche einen kräftigen Wachstumsschub. Es ist besonders wichtig, die Pflanzen während dieser 20 bis 25 Tage, in denen sie in die Höhe schießen, NICHT zu entblättern, aber es ist ebenso wichtig, diesen Vorgang dafür nach Ende dieser Phase vorzunehmen. Das ist die letzte Gelegenheit, eventuell ungewünschte Wüchse oder Blätter zu entfernen, bevor die Pflanzen beginnen, sich mit Blüten zu schmücken. Beschränke Dich darauf nur die großen fächerförmigen Blätter zu entfernen, und pass gut auf, dass Du den noch zarten Buds dabei nicht zu Nahe kommst. In etwa drei Tagen wachsen die Blätter wieder und nach ca. 10 Tagen müsste die Pflanze wieder eine dichte Beblätterung haben.

Wann dürfen Cannabispflanzen nicht entblättert werden?

Die Entblätterung ist eine Technik, die bei korrekter Ausführung den Cannabisertrag erheblich steigern kann. Es gibt jedoch Zeitpunkte und bestimmte Bedingungen zu denen sie nicht angewendet werden darf:

1. Als Keimling: Die Pflanze ist zu jung und empfindlich, sodass die Entblätterung nicht wieder gutzumachende Schäden anrichten kann.
2. Gestresste oder kranke Pflanzen: Wenn die Pflanze bereits durch Schädlinge, Krankheiten oder durch ein Nährstoffungleichgewicht Stress ausgesetzt ist, kann eine Entblätterung zu einer Verschärfung des Problems führen.
3. Anpflanzungen draußen bei guter Lichtdurchflutung: Bei Draußenpflanzen, bei denen es keine Probleme mit dem Licht gibt, bietet die Entblätterung eventuell keine erkennbaren Vorteile.
4. Neu im Anbau: Wenn Du keine Erfahrung hast, ist es leicht, Fehler zu begehen, die Deinen Pflanzen nicht wieder gutzumachenden Schaden zufügen können.
5. Autflowering-Sorten: Diese Pflanzen weisen einen kurzen Lebenszyklus auf, sodass die Entblätterung sie unnötigem Stress aussetzen würde.
6. Bei Extremtemperaturen: Sowohl große Kälte als auch große Hitze setzen die Pflanzen Stress aus. Eine Entblätterung unter solchen Bedingungen kann zu Schaden führen.
7. Wenn Du Dir nicht sicher bist: Denk dran: Die Entblätterung ist eine Strategie mit hohem Risiko, die im Gegenzug jedoch hohen Nutzen bieten kann. Wenn Du Dir aber nicht sicher bist, oder wenn die Pflanzen nicht bei optimaler Gesundheit sind, lasse es lieber bleiben.

Häufige Entblätterungstechniken

Ein Problem der Entblätterung besteht darin, dass es keine allgemeinen gut fundierten Anleitungen gibt. Im Grunde genommen muss sich der Grower auf seine Intuition verlassen, die auf einer sorgfältigen Beobachtung des Verhaltens der Pflanzen basiert. Es gibt jedoch Techniken, die viele Grower anwenden:

Lollipopping

Dies ist eine ausgezeichnete Technik, die in der Blütephase angewendet werden kann. Hierbei wird die untere Hälfte der Pflanze entblättert, wobei nur etwa 20 bis 30 cm im oberen Bereich der Krone stehen gelassen werden, sodass eine Form wie ein Lolli entsteht. Das Lollipopping eignet sich ausgezeichnet für die dritte Woche der Blütephase, da hierbei die kleinen Blütenknopsen freigemacht werden, die sich sonst zu Popcorn-artigen Mini-Buds entwickeln würden. Es empfiehlt sich, dies im Indoor zu machen, da dort die Lichtintensität erheblich nachlässt, je weiter die Blätter von der Lichtquelle entfernt sind. 

Schwazzing

Die Schwazzing-Technik, die auch einfach „Schwazze“ genannt wird, ist eine äußerst extreme Technik, bei der sehr viele Blätter während der Blütephase entfernt werden: Es werden zu zwei entscheidenden Zeitpunkten alle Fächerblätter unterhalb der drei oberen Knoten entfernt: Einmal zu Beginn der Blütephase und dann zu Beginn der dritten Woche der Blütephase. Ebenso wie bei anderen extremen Entblätterungstechniken geht es beim Schwazzing darum, den Ertrag zu erhöhen, indem die Lichtdurchflutung und Luftzirkulation maximiert werden, während die Kraft der Pflanze zu den oberen Blütenknospen umgeleitet wird.

Entblätterung zur Reinigung

Das Absterben einiger Blätter ist natürlicher Bestandteil des Wachstumszyklus von Cannabispflanzen. Durch Entfernen der gelben Blätter, die dazu neigen, abzufallen, wird vermieden, dass die Pflanze wertvolle Nährstoffe darauf verwendet, Kraft in Pflanzenteile zu leiten, die dann abfallen. Durch Entfernen dieser Blätter, wird der Kraftaufwand, den die Pflanze zum Wachsen benötigt, minimiert. Das bedeutet, dass mehr Kraft zur Ernährung der verbleibenden gesunden Blätter und für neue Blätter übrig ist. So kann das Entblättern von Cannabispflanzen das Wachstum und die Entwicklung neuer Zweige fördern, was wiederum zu neuen Buds führt.

Entblätterung vor der Ernte

Eine Woche vor dem Zeitpunkt der Ernte hat die Cannabispflanze ihr Gewicht größtenteils erreicht und beginnt, die Trichomen mit Cannabinoiden zu überziehen. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Stempel braun und die Trichome werden milchig und gelblich. Es wird empfohlen, in dieser Phase eine letzte Entblätterung vorzunehmen, da dies bei der Pflanze zu einem leichten Stress führt, was sie dazu zwingt, all ihre Ressourcen für die Buds aufzuwenden, was wiederum eine bessere Produktion von Trichomen und Cannabinoiden erbringt. Außerdem kannst Du bis zu 50 % der Zeit für die Verarbeitung der Ernte sparen, weil die meisten Fächerblätter bereits entfernt wurden.

Schlussfolgerungen

Wenn Du die Kunst der Entblätterung von Marihuanapflanzen beherrschst, kann das ein Wendepunkt für Deinen Anbauvorgang darstellen. Es ist jedoch wichtig anzuerkennen, dass die Entblätterung keine Technik für Jedermann ist. Es kommt immer auf den richtigen Augenblick an und wenn man weiß, wann man am besten entblättert (und wann besser nicht), kann das den Unterschied in Sachen Ertrag und Qualität der Buds ausmachen. Von der Wachstumsphase bis zur Blüte gibt es in jeder Phase eine einmalige Gelegenheit, um die Gesundheit und Produktivität der Pflanzen zu optimieren. Aber denke daran: Wenn Deine Pflanzen bereits Stress ausgesetzt sind, sie zu jung sind oder wenn sie sich in einem suboptimalen Zustand befinden, kann es unter Umständen besser sein, ganz auf eine Entblätterung zu verzichten. Frohe Ernte!