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„Warum hat ein deutscher Patient das Recht, seine Schmerzen mit Cannabis zu behandeln und ich nicht?“ – Interview mit Carola Pérez

„Warum hat ein deutscher Patient das Recht, seine Schmerzen mit Cannabis zu behandeln und ich nicht?“ – Interview mit Carola Pérez

Durch: Laura Rueda Ärtzlich

„Wenn wir alle europäische Bürger sind, warum hat dann ein deutscher oder italienischer Patient das Recht, seine Schmerzen mit Cannabis zu behandeln und ich nicht?“, fragte sich die Präsidentin der Spanischen Beobachtungsstelle für Medizinisches Cannabis (Observatorio Español de Cannabis Medicinal, OECM) auf einer Pressekonferenz. Bei diesem Treffen mit den Medien hat die OECM eine Studie über Öle präsentiert und die „Trägheit“ der Regierung bei der Regulierung der Nutzung von medizinischem Cannabis verurteilt, trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Photo: David Calle

Warum ist ein Jahr und zwei Monate, nachdem sich die wichtigsten spanischen politischen Parteien zur Einrichtung eines Unterausschusses für die Analyse der Verwendung von therapeutischem Cannabis verpflichteten, diese Initiative weiterhin in der Schublade? Welchen Teil von „Unser Schmerz ist jetzt“ – das von den Anwendern von medizinischem Cannabis verwendete Motto, um eine dringend notwendige Regulierung zu fordern – versteht die politische Klasse dieses Landes nicht? Warum vergleicht die spanische Gesundheitsministerin das Cannabis mit einer homöopathischen Behandlung, wenn die Pflanze in Anbetracht zunehmender wissenschaftlicher Beweise in anderen Ländern wie Kanada und Uruguay legalisiert ist?

Die Antwort auf all diese Fragen ist schwer zu geben, aber Carola Pérez gab einige Hinweise in der Pressekonferenz, die die Aktivität der OECM im Jahr 2018 zusammenfasste. „Dies sind unruhige Zeiten, soweit die Regulierung von medizinischem Cannabis betroffen ist.“ In Anbetracht der aktuellen Situation erklärte diese Organisation ihre „vollkommene Perplexität“.

Die Aussagen der Gesundheitsministerin Maria Luisa Carcedo in dieser Woche tragen nicht zur Verbesserung bei. In einem Interview mit der Zeitung La Vanguardia sagte sie, dass Cannabis kein Medikament sei. „Wir haben ein ganzes Arsenal von Medikamenten gegen Schmerzen, und es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über Cannabis in dieser Hinsicht“, sagte die sozialistische Politikerin.

Carola Pérez leidet seit 18 Jahren unter neuropathischen Schmerzen, verursacht durch einen Fall aus mehr als zwei Meter Höhe, der ihr das Steißbein brach als sie elf Jahre alt war. Nach einem Dutzend Operationen und Behandlungen mit bis zu 17 Pillen täglich, bemerkte die Gründerin des Vereins Dosemociones eine Verbesserung ihrer Lebensqualität, als das Cannabis in ihrem Leben auftauchte.

„Heute gibt es Tausende von präklinischen und klinischen Studien, welche die Wirkung des Cannabis belegen. Tatsächlich werden noch viele weitere Studien benötigt und es muss noch eine Menge Forschung unternommen werden, aber die Daten, die wir bisher haben, die Erfahrungen von Ländern wie Kanada und Israel mit Programmen zur medizinischen Verabreichung, von der Regierung kontrolliert, mit rückverfolgbarem Cannabis, analysiert und unter ärztlicher Aufsicht verabreicht, weisen sehr gute Ergebnisse vor“, wie die OECM auf der Pressekonferenz betonte.

„Wer blockiert uns? Man muss die vollständigen Namen nennen, PP und PSOE“, sagte Pérez.

Sie erklärte auch, dass die Position der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei sehr widersprüchlich ist, weil sie die Verabschiedung eines unverbindlichen Gesetzesentwurfes zur Regulierung von Cannabis als Genussmittel oder der Regulierung auf Autonomieebene in Kantabrien, Navarra, den Kanarischen Inseln, dem Baskenland, La Rioja, Katalonien, den Balearen, Murcia oder Valencia vorschlagen. In Andalusien und Asturien stimmen sie hingegen dagegen. Und in Madrid blockieren sie.

„Sehr geehrte Politiker, nehmen Sie Abstand von der gegenwärtigen Politik, sie behandeln Tausende von Menschen auf sehr grausame Art und Weise. Tausende von Patienten, ihrem Schicksal am Schwarzmarkt überlassen. Oder abhängig von Cannabis Social Clubs von denen wir nicht wissen, ob sie morgen offen sein werden oder nicht. Mit all dem Stress, der dadurch für eine Person verursacht wird, die ihre Medizin und Wohlbefinden benötigt. Und zugleich wird das Wichtigste verneint, die wissenschaftlichen Beweise. Die Zeit und die Geschichte werden sie auf ihren Platz verweisen, aber nicht auf einen sehr prominenten Ort mit Empathie und Mitgefühl.“ Das sind Worte von Carola Pérez, die die Pressekonferenz mit der Feststellung beendete, dass das Cannabis letztlich reguliert werden wird, die Frage ist wann und wie.

 

Wir von Yes We Skunk haben mit Carola Pérez gesprochen, einer unentbehrlichen Aktivistin in Spanien im Kampf für die Legalisierung des medizinischen Cannabis.

Laura Rueda: Warum sind die Ergebnisse dieser Studie so wichtig für die Patienten, die Cannabis bei der Behandlung benutzen?

Carola Pérez: Es ist die erste Studie ihrer Art in Spanien, wo die Blindproben an zwei verschiedenen Laboratorien weitergeleitet wurden, und beide großteils zu den selben Ergebnissen gelangten. Niemand sorgt sich darum, die Rückverfolgbarkeit solcher Produkte zu gewährleisten. Und seitens der OECM sorgen wir uns um die Patienten, weil bis zum heutigen Tag niemand für uns sorgt.

„Warum hat ein deutscher Patient das Recht, seine Schmerzen mit Cannabis zu behandeln und ich nicht?“ – Interview mit Carola Pérez

Laura Rueda: Dies ist eine neuartige Studie in Spanien. Wie denkst du werden die Marken-Hersteller reagieren, wenn sie die Ergebnisse lesen? Und die politischen Parteien? Glaubst du, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlen, um rasch zu reagieren?

Carola Pérez: Ich weiß nicht, was passieren wird, das liegt nicht an mir. Ich gehe davon aus, dass sich das jeder Einzelne ansieht und daraus Schlussfolgerungen zieht. Natürlich, wenn ich eine CBD-Marke wäre, dann wäre mir wirklich daran gelegen alles richtig zu machen, um beim nächsten Mal im „Sieger-Ranking“ dabei zu sein und nicht bei der Mehrheit der Produzenten, wo nicht alles perfekt gemacht worden ist. Wie auch immer, wie bereits erwähnt, war es nicht Absicht dieser Studie zu „bestrafen“, sondern zu beobachten und zu bewerten und zur Verbesserung beizutragen. Und wir sollten nicht vergessen, dass CBD-Öle nicht gerade billig sind.

 

Laura Rueda: Auf der Pressekonferenz sagtest du, dass es „politische Trägheit“ bei der Regulierung von Cannabis gibt. Auch Grausamkeit aufgrund der Erklärungen der Gesundheitsministerin. Was würdest du Maria Luisa Carcedo gerne sagen?

Carola Pérez: Ich würde ihr sagen, dass sie sich zumindest mit uns zusammensetzen sollte und uns erlauben sollte, unsere Kenntnisse und Erfahrungen zu teilen. Und auf der anderen Seite darauf bestehen, dass schon genügend Beweise vorliegen, es wahr ist, dass noch mehr benötigt werden, aber dass der Schmerz nicht warten kann und dass wir Patienten es bereits verwenden und dass es unverantwortlich ist, keine Verantwortung zu übernehmen.

 

Laura Rueda: Während wir hier sprechen, gibt es leidende Menschen (viele sterben oder nehmen sich das Leben). Die politische Passivität in dieser Frage ist hingegen erschreckend. Was müsste deiner Meinung nach geschehen?

Carola Pérez: Nun ja, ehrlich gesagt habe ich den Glauben an die politische Klasse verloren. Wenn ich etwas gelernt habe in die letzten 5 Jahren dann das, dass die Politiker (es gibt Ausnahmen) nicht da sind, um dem Bürger zu helfen und zu seiner Besserung beizutragen. Und ich verweise auf die Tatsachen.

 

Laura Rueda:  Wenn du 5 Jahre zurückblickst, wie würdest du den Weg zur Regulierung in Spanien bewerten? In Bezug auf soziale Bewegungen und auf politische Parteien. Haben wir irgendwo Fortschritte gemacht, obwohl diese Blockade der Regulierung nach wie vor frustrierend ist?

Carola Pérez: Wir haben viel unternommen, um weiterzukommen. Wir haben Veranstaltungen organisiert, Experten eingebracht, uns der Presse gestellt, viele politische Versammlungen und Treffen mit wichtigen Institutionen abgehalten, und ja, nichtsdestotrotz bestehen sie auf Teufel komm raus darauf, dass es für Cannabis keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Mehr können wir nicht tun, es ist wie gegen eine Wand zu rennen. Aber wir werden auch weiterhin jeden Tag daran arbeiten, es zu erreichen. Je früher, desto besser. Wenn ich mir nicht vorher das Leben nehme.

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